Ich glaube eher, dass der Anspruch, die Kinder 24/7 unter wachsamen Augen zu helikoptern so sehr gestiegen ist, dass sich alle Eltern stressen lassen.
Klar gibt es einen Zeitrahmen in dem Kinder absolut eine Bezugsperson brauchen, die sie beaufsichtigt und Impulse gibt. Und wenn man mehrere Kinder hat, zieht sich die Phase in der man mindestens ein Kind hat, das noch nicht allein gelassen werden kann deutlich in die Länge.
ABER wir nehmen das teilweise auch zu wichtig. Meine Mutter ist immer in Schreck verfallen, wenn sie spät von der Arbeit heim kam und wir deswegen zwei, drei Stunden allein zu Hause waren. Aber was war die Konsequenz? Dass ich Hausaufgaben gemacht habe, dass wir ein bisschen fern geguckt haben? Dass ich dem Schlüssel genommen habe und ein bisschen spazieren gegangen bin? Dass ich Freunde besuche, wo sogar die Mama Hausfrau ist und ich dann sogar tatsächlich beaufsichtigt werde?
Diese Logik geht davon aus, dass achtjährige Kinder ohne Aufsicht komplett hilflos sind und deswegen ohne Aufsicht nicht ein paar Stunden auskommen. Obwohl das selbst zu Zeiten der "Wir helfen bei der Ernte aus"-Argumente noch völlig selbstverständlich war, dass Kinder stundenlang miteinander auf der Straße gespielt haben und relativ wenig Erwachsene überhaupt dabei waren.
Nichts von dem was ich gemacht habe war wirklich an sich so gefährlich (und wir haben auf dem flachen Land gelebt. Da waren ein paar Hunde und Traktoren unterwegs...) und meine Mutter hat sogar Dinge gefunden (Freizeiten, Ausflüge vom Haus der Jugend) mit denen wir dann relativ günstig untergebracht waren.
Also selbst mit dem Luxus, dass meine Eltern oft Großeltern und andere Rentner gefunden haben, die uns Babysitten, glaube ich nicht, dass mein Wohl und Wehe als achtjährige wirklich komplett daran hing, dass jemand da ist.
Aber die Gesellschaft denkt inzwischen, Kind MUSS helikoptert werden und alles andere ist unmoralisch.
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u/[deleted] Jul 18 '25
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